Hybrider Unterricht
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Aufgabenformate
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Über dieses Kapitel
Unter Aufgabenformaten versteht man die Art der Aufgabenstellung. Je nach Aufgabenstellung unterscheidet sich dann auch die Art der Beantwortung. In diesem Kapitel möchten wir Ihnen einen Überlick über offene, halboffene und geschlossene Aufgaben geben.
Nach der Bearbeitung dieses Kapitels ...
- können Sie verschiedene Aufgabenformate unterscheiden.
- kennen Sie Beispiele für verschiedene Aufgabenformate.
- kennen Sie Faktoren, nach denen Sie Formate auswählen können.
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Was ist eine Aufgabe?
Eine Aufgabe wurde lange Zeit im Kern entweder als Frage verstanden, die eine Antwort fordert, oder als Auftrag, der eine Reaktion erwartet.
- Leistungsaufgaben dienen dabei der Überprüfung von erworbenem Wissen.
- Lernaufgaben haben hingegen den Aufbau und die Entwicklung von Kompetenzen als Ziel.
Letztere sollen vor dem Hintergrund einer Kompetenzorientierung in zeitgemäßen Unterrichtsarrangements im Fokus stehen, betrachtet man
- eine Aufgabe als Problem, das gelöst werden soll, oder
- eine Aufgabe als Herausforderung, die es zu meistern gilt.
Um den vielfältigen Anforderungen von hybriden Unterrichtsarrangements gerecht zu werden, verwenden wir die Kategorisierung in
- geschlossene Aufgaben,
- halboffene Aufgaben und
- offene Aufgaben.
Wir betrachten sie mehrdimensional mit dem Werkzeug der Didaktischen Schieberegler (nach Axel Krommer) und geben Hinweise zu Rückmelde- und Bewertungsmöglichkeiten.
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Geschlossene Aufgaben
Geschlossene Aufgaben geben Antwortalternativen in Form von Mehrfachauswahl (Multiple-Choice-Aufgaben), Richtig-Falsch- und Zuordnungsaufgaben.
- Mit geschlossenen Aufgaben kann eine große Bandbreite an Wissen zeitökonomisch abgefragt werden.
- Es werden konkrete Antworten erwartet und es kann objektiv ausgewertet werden.
- Sofortrückmeldung ist für Schüler*innen motivierend.
- Geschlossene Aufgaben sind Testaufgaben, um erworbenes Wissen und individuelle Leistungsstände abzufragen.
- Sie sind nur bedingt als Lernaufgaben einzusetzen, denn sie erfassen und fördern keine kreativen und komplexen Kompetenzen.
Geschlossene Aufgaben auf dem Didaktischen Schieberegler
erstellt nach dem Vorbild von Axel Krommer (Didaktische Schieberegler, https://axelkrommer.com, [abgerufen am 05.12.2023])
Tipps
Nutzen Sie geschlossene Aufgaben,
- um Basiswissen zu sichern, um dann mit Lernaufgaben (halboffenen und offenen Aufgaben) Kompetenzen aufzubauen.
- um Schülerinnen und Schülern eine objektive Sofortrückmeldung zu geben. Motivierend wirken hier Klassenwettbewerbe mit Onlinequiz.
- als Abschuss von offenen Erarbeitungsphasen, um induktiv erworbenes Wissen zusammenzuführen.
- als Einstieg, um auf den Erfahrungsschatz der Schülerinnen und Schüler aufbauend miteinander ins Gespräch zu kommen.
Obacht!
- Vermeiden Sie, geschlossene Aufgaben inflationär zu verwenden.
- Verwenden sie gamifizierte Inhaltssicherungen mit Quiz, interaktiven Aktivitäten und Quests kritisch.
Beispiele
analog
- Lückentexte mit Lösungsworten
digital
- Online-Quiztools
- interaktive Videos mit Entscheidungsfragen
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Halboffene Aufgaben
Halboffene Aufgaben geben keine Antwortmöglichkeiten vor, doch erwarten sie Antworten in einem möglichen Spektrum. Die erwarteten Antworten füllen Leerstellen und können kreative Elemente erhalten.
- Halboffene Aufgaben werden i.d.R.
schnell und richtig aufgefasst und Antworten sind für viele Schülerinnen
und Schüler unmittelbar möglich.
- Sie erlauben individuelle und relativ freie Antworten.
- Die Kombination verschiedener Kompetenzen ist möglich und wird im Sinne eines Scaffolding automatisch angeleitet.
- Halboffene Aufgaben können Kompetenzen fördern, klammern aber oft selbstwirksame Entscheidungsprozesse aus.
- Objektive Bewertung ist erschwert, wenn nicht nur nach Schlüsselwörtern bewertet wird.
Halboffene Aufgaben auf dem Didaktischen Schieberegler
erstellt nach dem Vorbild von Axel Krommer (Didaktische Schieberegler, https://axelkrommer.com, [abgerufen am 05.12.2023])
Tipps
Nutzen Sie halboffene Aufgaben,
- um individuelle mehrdimensionale Antworten von Schülerinnen und Schülern zu erhalten.
- um komplexe offene Aufgaben vorzubereiten.
- um miteinander ins "Gespräch" zu kommen, um Meinungen und Bewertungen zusammenzutragen.
- um kreative Auseinandersetzungen mit dem Thema anzustoßen.
- um allen Schülerinnen und Schülern einen Zugang zum Thema zu ermöglichen.
Obacht!
- Vermeiden sie Suggestivaufgaben, die nur ein enges Antwortspektrum zulassen.
Beispiele
analog
- Freitextantworten
- Arbeiten nach bestimmtem Muster oder System
- Originale/Fragmente vervollständigen Visualisierung eines Inhaltes.
digital
- Eine Material-/Quellensammlung anlegen
- Themenbezogene Recherche
- Vertonung oder Verfilmung einer Vorlage
- Halboffene Aufgaben werden i.d.R.
schnell und richtig aufgefasst und Antworten sind für viele Schülerinnen
und Schüler unmittelbar möglich.
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Offene Aufgaben
Schülerinnen und Schüler sind bei offenen Aufgaben mit einem Problem, einer Herausforderung konfrontiert, das sie lösen sollen. Sie sollen dabei auf ihr Repertoire an Kompetenzen so selbstständig wie möglich zurückgreifen und sind in der Ausgestaltung ihres Lernweges wie der Gestaltung des Ergebnisses frei. Bei offenen Aufgaben stehen selbstständiges Agieren, Kreativität und Kollaboration im Vordergrund. Darüber hinaus eignen sie sich sehr gut im Rahmen des produktorientierten Arbeitens.
- Offene Aufgaben trainieren oder überprüfen selbstständiges Agieren, kreatives und kritisches Denken.
- Sie sind für kooperative Prozesse gerade im Fernunterricht geeignet, weil Zeit und Ort frei gewählt werden können.
- Sie sind produktorientiert angelegt.
- Als "Lernaufgaben" sind offene Aufgabenstellungen kompetenzorientiert, denn sie fördern komplexe Kompetenzen und die Kombination verschiedener Kompetenzen.
- Der Arbeitsprozess wird durch die Lehrkraft intensiv begleitet und Beratung findet kontinuierlich statt.
- Der Korrektur- und Rückmeldeaufwand muss individuell gestaltet werden und ist vergleichsweise hoch.
- Lernaufgaben müssen transparent kriterienorientiert bewertet werden, um ein Maximum an Objektivität zu erreichen. Hierzu eignen sich Kompetenzraster.
Offene Aufgaben auf dem Didaktischen Schieberegler
erstellt nach dem Vorbild von Axel Krommer (Didaktische Schieberegler, https://axelkrommer.com, [abgerufen am 05.12.2023])
Tipps
Nutzen Sie offen Aufgaben,
- um nach Phasen der Instruktion Co-Konstruktive produktorientierte Phasen zu gestalten.
- um Zusammenarbeit von zuhause aus zu initialisieren (über Telefonate, Onlinedokumente, Lernbesuche, Videokonferenzen, usw. ).
- um individuelle Fähigkeiten der Schülerinnen zu fördern und Kompetenzen langfristig aufzubauen.
- um unabhängiger vom Ort Schule zu sein und um Zeit und Ortsunabhängiges arbeiten zu trainieren.
Obacht!
- Halten sie engen Kontakt zu denjenigen Schülerinnen und Schülern, die Schwierigkeiten mit Selbstverantwortlichem Arbeiten haben.
- Bieten Sie im Sinne eines Scaffolding (=Lerngerüste bauen) Hilfestellung für diejenigen, die sie brauchen: Halten Sie halboffene Aufgabenstellungen parat, um eine Binnendifferenzierung zu erreichen.
- Nutzen Sie Peer-Feedback als besonders lernwirksames Rückmeldeinstrument und um ihre Arbeitsbelastung zu reduzieren. Peer-Feedback muss im Arbeitsprozess verankert und geübt sein/werden.
Beispiele
analog
- eine Ausstellung gestalten
- einen Plan als Produkt umsetzen
- eine "Challenge" (den Weg zum Ziel gehen)
digital
- ein Stop-Motion-Video produzieren
- einen Podcast veröffentlichen
- einen virtuellen Raum (Website) strukturieren und mit themenbezogenem Inhalt füllen
"Genius Hour" - offener geht nicht!
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Umsetzungsbeispiel geschlossene Aufgabe: Test
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Umsetzungsbeispiel halboffene Aufgabe: Geogebra
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Aufgabenbeispiele verorten
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Beispiele für Aufgabenformate
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Forum: Offene Aufgaben aus Ihrer Unterrichtspraxis
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